Freies Spielen: Wie es die Entwicklung von Kindern unterstützt

Freies Spiel - 5 Vorteile & 5 Tipps

Die wichtigste Zutat für die Kindheit: das freie Spiel

Kinder haben eine natürliche Neigung zum Spielen. Das freie Spielen, auch bekannt als unstrukturiertes Spielen, ist eine Form des Spielens, bei der Kinder besonders gut ihre Fantasie und Kreativität entfalten können, ihre eigenen Neigungen und Talente entdecken und auf vielen verschiedenen Ebenen lernen.

Wir möchten dir  in diesem Artikel zeigen, welche Entwicklungsbereiche das freie Spiel fördert und dir 5 Tipps geben, wie du es fördern kannst.

Was ist freies Spielen?

Freies Spielen bezieht sich auf eine Aktivität, bei der Kinder ihre eigenen Regeln und Verhaltensweisen festlegen und die Initiative ergreifen, um ihre Fantasie und Kreativität auszudrücken. Es gibt keine festgelegten Anweisungen oder Strukturen.

Das Spiel kann jederzeit unterbrochen oder verändert werden. Freies Spielen kann drinnen oder draußen stattfinden und es kann allein oder mit anderen Kindern erfolgen.

Damit ist es das Gegenteil vom angeleiteten oder strukturierten Spiel

Auch im Kindergarten gibt es immer wieder Zeiten, in denen die Kinder entscheiden können, was und wie sie spielen wollen, ob alleine oder mit anderen, mit oder ohne Spielsachen. 

Warum ist freies Spielen wichtig?

Gerald Hüther, einer der bekanntesten Hirnforscher unserer Zeit, und Christoph Quarch, Philosoph und Berater, beschreiben es so: “Spielen öffnet Freiräume. Wer spielt, kann sich spielerisch ausprobieren und aus dem Meer der Möglichkeiten schöpfen. Das ist deshalb möglich, weil ein Spieler ausschließlich der Logik seines Spiels folgt. Kein fremder Zweck mischt sich ins Spiel. Das garantiert ihm seine Freiheit. Wer spielt ist frei und dabei gleichzeitig aufs innigste verbunden, verbunden mit dem Du, mit dem er spielt.”
(Aus einem Interview mit spielundzukunft.de, 15.03.2023)

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I Bild: Grapat

Je nachdem für welches Spiel sich ein Kind entscheidet, schult es beim freien Spiel besonders folgende Bereiche:

  1. Kreativität und Fantasie

Freies Spielen gibt Kindern die Möglichkeit, ihre eigene Fantasiewelt zu erschaffen und ihre Kreativität auszudrücken. In Rollenspielen verwandeln sich die Kinder in Prinzen oder Superheldinnen und eröffnen sich hierdurch neue Räume. Indem sie ihre eigenen Regeln und Verhaltensweisen festlegen, lernen Kinder, ihre Vorstellungskraft zu nutzen und ihre Kreativität zu entfalten.

  1. Selbstregulation und Selbstvertrauen

Beim freien Spielen müssen Kinder ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihre Handlungen selbst steuern. Durch das Ausprobieren und Scheitern lernen sie, ihre eigenen Fähigkeiten besser einzuschätzen. Sie lernen, Risiken einzugehen und neue Herausforderungen anzunehmen. Das fördert ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstregulation.

  1. Soziale Fähigkeiten

Freies Spielen bietet Kindern die Möglichkeit, ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Beziehungen zu anderen Kindern zu stärken. Durch das Spielen mit anderen lernen Kinder, miteinander zu interagieren und gemeinsam Probleme zu lösen. Kinder lernen auch, Kompromisse einzugehen und anderen zuzuhören, was ihre sozialen Fähigkeiten wie Empathie und Geduld stärkt.

  1. Physische Gesundheit

Auch die körperliche Gesundheit kommt nicht zu kurz: Beim Spielen im Freien können Kinder ihre Energie abbauen und ihre motorischen Fähigkeiten verbessern. Durch das Klettern, Rennen und Springen lernen Kinder, ihren Körper zu koordinieren und ihre Ausdauer zu steigern.

  1. Lernen und Wissenserwerb

Abhängig von der Art des Spiels, erweitert es auch seinen Wissenschatz: Zum Beispiel können Kinder durch Rollenspiele lernen, wie man in verschiedenen Situationen kommuniziert und interagiert. Sie können auch ihre mathematischen Fähigkeiten verbessern, indem sie zählen und messen und ihr Vorstellungsvermögen erweitern. 


 

Im freien Spiel ist das Kind sozusagen sein eigener Lehrmeister. Anlagen und Talente, die in ihm schlummern, können auf diese Weise sichtbar werden. 

Das Gelernte kann sich beim freien Spiel übrigens besonders gut im Gehirn verankern. Das liegt daran, dass neuronale Verknüpfungen im Gehirn schneller und leichter entstehen, wenn ein Mensch seinen eigenen Interessen folgen kann und Freude und Spaß an einer Sache hat. Wenn du dich hierüber näher informieren möchtest, empfehle ich dir die Arbeiten des ungarischen Psychologen Mihály Csíkszentmihályi, der intensiv zum so genannten Flow-Erleben geforscht hat

Wie wir sehen, gibt es kaum einen Entwicklungsbereich, der nicht gefördert wird. Und das optimaler und umfassender als jedes ausgedachte Förderprogramm von uns Erwachsenen es je könnte.

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Apropos Erwachsene: Meiner Meinung nach lernen beim freien Spielen nicht nur die Kinder. Auch die Eltern, die ihr Kind frei spielen lassen, lernen zu vertrauen und entwickeln die Fähigkeit, Kontrolle abzugeben und sich einfach mal in den Moment hinein zu entspannen. 

Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kinder je nach Alter natürlich unterschiedlich lange frei spielen können. Je älter das Kind wird, desto länger kann es sich selbst beschäftigen und frei spielen.

Ein Beispiel für freies Spiel

Ich kann mich noch gut an ein Erlebnis erinnern, das meiner Meinung nach vorbildlich fürs freie Spiel stehen kann: vor einiger Zeit lernte ich zwei Familien kennen, die bereits seit vielen Monaten gemeinsam reisten. Ihre damals 5-jährigen Söhne streunten durch ein nahes Wäldchen, sammelten Stöcke und alles, was sie dort noch finden konnten, bauten damit Landschaften und waren in Sekundenschnelle völlig versunken.

Man merkte, diese Jungs waren es gewohnt, ohne Regeln von außen, ohne eindeutigen Spielablauf, ohne Unterbrechungen (“Genug jetzt, wir haben noch einen Termin!”) einfach ihrer Neugierde zu folgen und drauflos zu spielen. 

Wie können Eltern und BetreuerInnen das freie Spielen unterstützen?

Im Folgenden möchten wir dir einige praktische Tipps an die Hand geben, wie du das freie Spiel fördern kannst:

1. Für eine ruhige und sichere Umgebung sorgen

Es ist wichtig, dass Kinder in einer sicheren Umgebung spielen können, in der sie vor Verletzungen und Gefahren geschützt sind. Wenige künstliche Reize und Ablenkungsmöglichkeiten sind ebenfalls eine gute Basis.

Beobachtet man sein Kind, so findet man mit der Zeit heraus, mit was, aber auch wo und wann es am liebsten spielt. 

2. Weniger und dafür sinnvolles Spielzeug

Viele Kinderzimmer sind heutzutage vollgepackt mit Spielzeug, das einen ganz bestimmten Spielablauf vorgibt. Für das freie Spiel braucht es eigentlich gar kein Spielzeug. Gerade Kleinkinder spielen oft mit Alltagsgegenständen wie Küchenutensilien oder dem elterlichen Schlüsselbund am allerliebsten. 

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Es gibt aber auch Spielsachen, die das freie Spiel fördern: dieses Spielzeug gibt keinen Spielablauf vor, sondern regt das Kind an, durch seine eigene Fantasie immer wieder neue Spielideen zu entdecken und zu entwickeln. Hierzu gehört Spielzeug, das auch in der Waldorf- und Montessori-Pädagogik gerne eingesetzt wird: schlichte Holzfiguren oder Püppchen, weiche Seidentücher und Bauklötze zum Beispiel. Sie bieten unendlich viele Spielmöglichkeiten. 

Siehe hierzu auch unseren Artikel zum spiel gut-Siegel, mit dem pädagogisch wertvolles Spielzeug ausgezeichnet wird. 

Doch auch das liebste Spielzeug wird oft irgendwann langweilig. Dann kann man es eine Weile ganz wegpacken. Wenn man es dann nach einiger Zeit wieder hervorholt, ist es für das Kind wieder neu und spannend.  

3. Nicht alles durchtakten

Es ist wichtig, den Kindern Zeit und Raum zum Spielen zu geben. Schon im Kindergarten und später in der Schule muss sich ein Kind mit vielen Regeln und Abläufen zurechtfinden. In der Schule kommt noch der Zeitdruck hinzu.

Da ist es wichtig, in der Freizeit ein Gegengewicht zu schaffen: viel Zeit, in der es ohne Vorgaben von außen einfach spielen kann, ohne Unterbrechungen und ohne Termindruck, so lange es möchte. 

4. Mit Spielmaterial experimentieren

Dein Kind spielt nicht frei? Keine Sorge, das Gefühl kennen viele Eltern. Die Menschen sind unterschiedlich und Kinder eben auch. Ihr könntet mit unterschiedlichem Spielmaterial experimentieren und dabei auch die eigenen Vorlieben mal hintenan stellen: beim Spielen mit Wasser, mit Matsche oder mit Fingerfarben muss man hinterher vielleicht mehr sauber machen. Dafür macht es vielen Kindern einen riesigen Spaß und - wenn dir das wichtig ist zu wissen -, es fördert die sensorischen Fähigkeiten eines Menschen. 

Vielleicht findet dein Kind auch mit einem oder mehreren Spielgefährten viel besser ins freie Spiel. 

5. Langeweile aushalten

Doch auch wenn gerade keine anderen Kinder zum Spielen da sind, ist es ratsam, das Gefühl der Langeweile beim Kind auszuhalten und nicht gleich ein Spielangebot zu machen. Sonst macht ein Kind die Erfahrung, nur durch Anregung und Ideen von anderen kreativ werden zu können. 

Die Soziologin Silke Ohlmeier, die zum Gefühl der Langeweile forscht, sagt: “Wie jede negative Emotion hat Langeweile auch eine Funktion: (...) Langeweile macht uns darauf aufmerksam, dass unsere Umwelt nicht im Einklang mit unseren Fähigkeiten steht. Sie hat die evolutionäre Funktion, uns zum Erkunden zu bringen und uns weiterzuentwickeln.” (Interview in der ZEIT vom 11.03.2023)

Fazit

Freies Spielen ist für die Entwicklung von Kindern von entscheidender Bedeutung. Es fördert die Kreativität, Selbstregulation, soziale Fähigkeiten, körperliche Gesundheit und das Lernen. Eltern und BetreuerInnen können die Entwicklung von Kindern unterstützen, indem sie eine sichere Umgebung schaffen, mit verschiedenem Spielzeug und Materialien experimentieren, zu viel Struktur vermeiden, aktive BeobachterInnen sind und den Kindern Zeit und Raum zum Spielen geben.

In diesem Sinne wünschen wir deinen Kindern und dir viel Spaß beim Spielen! 


Spielsachen in unserem Shop, die für das Freispiel besonders gut geeignet sind, gibt es zum Beispiel von Grimms und Grapat

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